Bis eine Figur fertig in der Vitrine steht, sind jede Menge Arbeitsschritte notwendig. Sie kommt eben nicht auf Knopfdruck fertig aus dem 3D-Drucker, sondern muss erst modelliert, vorbereitet, gedruckt, nachbearbeitet, bemalt und montiert werden. Hier bekommst Du einen kleinen Einblick in die einzelnen Schritte.
Pre-Processing
Ist das Männlein einmal fertig modelliert, kommt der nervige Teil mit ganz viel Fleissarbeit: 3D-Drucker können nur in sich geschlossene Modelle verarbeiten. Sehr dünne Oberflächen oder solche, die sich selbst überschneiden, mag der Drucker nicht. Also muss aufgeräumt werden:
Selbstüberschneidungen werden entfernt, und das Männlein wird so lange umgestaltet, bis sein Äußeres eine geschlossene Schale bildet. Mit diesem Prozess bin ich mitunter Tage beschäftigt, denn es ist gar nicht so einfach das Ganze so hinzubiegen, dass der Druck am Ende der Bildschirmansicht entspricht.
Bereits in diesem Schritt mache ich mir Gedanken, an welchen Stellen ich für die spätere Montage Befestigungspunkte brauche und wo am Besten Entlastungsbohrungen für den späteren Druck gesetzt werden können.
Supports und Slicing
Nun geht es an die Druckvorbereitung: Das Modell wird so ausgerichtet, dass die Zugkräfte auf den Belichtungsfilm des Druckers möglichst gering sind. Dann wird es ausgehöhlt, denn Photopolymer ist teuer, und allzu massive Drucke tendieren dazu, nicht vollständig auszuhärten. In diesem Schritt setze ich auch Entlastungsbohrungen, damit überschüssiges Harz ablaufen kann und beim Druck kein Saugnapf-Effekt auf Film und Druckplattform wirkt.
Anschließend werden die Supports gesetzt, damit das Modell später auch auf der Druckplattform hält. Auch diese Arbeit ist recht fummelig, denn nicht immer möchte man Supports an sichtbaren Stellen haben.
Ist dies alles erledigt, zerlegt die Slicing-Software das Modell inklusive der Supports in einzelne, gerade einmal 0.05mm dicke Schichten mit einer Auflösung von 12K. Jede einzelne dieser Schichten muss mit den darunter- und darüberliegenden verbunden sein. Ist dies mal nicht der Fall, ist auch hier wieder manuelle Korrektur erforderlich. Besonders die sehr feinen Details wie z. B. Frisuren meiner Modelle produzieren hier immer um die 100 „Inseln“, die Pixel für Pixel miteinander verknüpft werden müssen. Aber das ist es wert!
SLA-Druck
Jetzt hat der 3D-Drucker seinen Auftritt. Die fertigen Daten aus dem Slicer lassen ihn Schicht für Schicht mittels UV-Licht das Photopolymer aushärten. So entsteht im Laufe mehrerer Stunden Lage um Lage das fertige Modell.
Ich verwende ein sehr dünnflüssiges Harz, um auch feinste Details sauber abbilden zu können. Außerdem bleiben weniger Reste am Modell hängen, was nachher weniger Abfall bedeutet. Das nicht gehärtete Roh-Harz ist ziemlich giftig, löst irre schnell Allergien aus (ich kann da leider ein Klagelied zu singen) und verursacht eine ziemliche Sauerei. Deshalb sind ab diesem Schritt Schutzhandschuhe und Sorgfalt oberstes Gebot.
Post-Processing
Ist der Druck fertig, darf das Modell erst noch etwa eine Stunde abtropfen. Anschließend wird es in einem speziellen Gerät von überschüssigem Harz gereinigt und von der Druckplattform gelöst.
Die Supports entferne ich möglichst vorsichtig und restlos, damit sie so wenig wie möglich Spuren auf der Oberfläche des Modells hinterlassen. Sollte doch mal was übrigbleiben repariere ich diese Stellen mit Photopolymer, Schleifpapier und Skalpell.
Nun muss das Modell nochmals als Ganzes durchgehärtet werden. Im Spezialgerät läuft über mindestens 1 Stunde das „Curing“ mittels UV-Licht. Das bringt schließlich die letzten Feindetails zum Vorschein.
Dann beginnt der handwerkliche Teil: Spuren der Supports werden geglättet, Unebenheiten auf den Oberflächen geschliffen. Dort wo sie sichtbar sind, werden Belüftungsbohrungen verspachtelt und anschließend poliert.
Ist das alles erledigt, folgt eine gründliche Grundierung mit Polyurethanlack. Hier ist Vorsicht geboten, denn er glättet feinste Unebenheiten, aber eben auch Details. Die Grundierung sorgt dafür, dass die Farben gut halten und decken, und – leidiges Thema für mich – er schützt meine harz-allergie-geplagten Finger vor dem Kontakt mit eventuell doch noch vorhandenen, nicht vollständig ausgehärteten Resin-Resten.
Bemalung
Das ist der meditative Teil, und gleichzeitig der, der dem Männlein Leben einhaucht. Zunächst erstelle ich die Hautoberfläche mittels Airbrush. Dazu verwende ich insgesamt 8 verschiedene Hauttöne in mindestens 3 Schichten, um Muskeln zu betonen und die Haut möglichst lebendig erscheinen zu lassen.
Alle anderen Details werden dann ganz klassisch mit dem Pinsel coloriert. Mein kleinster hat genau ein Haar, um Feinheiten wie Augenbrauen zu malen. Als Farbe verwende ich sehr hochwertige Acrylfarben mit starker Pigmentierung. Je nach Modell kann das Ganze viele Stunden in Anspruch nehmen.
Finishing
Je nach Szenerie und Charakter bekommt das Männlein jetzt noch einen maskulinen Pelz und ein paar zusätzliche Details. Hier verwende ich Materialien wie Island-Wolle oder Prothesen-Silikon. Die Oberfläche der Figuren bekommt so eine zusätzliche Dimension und das gesamte Modell noch etwas mehr Leben.
Ist alles wirklich gut durchgetrocknet, kommt als Abschluss nochmals eine Schicht hochtransparenter Polyurethanlack zum Einsatz. Der schützt vor mechanischen Belastungen und gibt der Farbe nochmals etwas Tiefe. Einen UV-Schutz bietet er leider nicht, da dies nur mit einer Pigmentierung möglich wäre, die am Ende die Farben verfälschen würde.
Montage
Während der Lack trocknet, gehe ich in den Garten. Unser Garten ist ein alter Wald im Schieferhang, und hier gibt es jede Menge Naturmaterial, um das Männlein darauf zu montieren. Schließlich soll es ja stabil platziert und in Szene gesetzt sein.
Ob Holz oder Stein: die Beute wird gründlichst gereinigt und getrocknet, damit das Männlein anschließend auch sicher befestigt werden kann. Mit Spezialkleber, Epoxidharz oder Silikon wird dann die Figur auf ihrer Basis in Szene gesetzt.